Kana - Dortmunder Suppenküche

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[ Mallinckrodtstr. 114 - 44145 Dortmund - Tel. 0231-839853 ]

Vertreibung ist keine Lösung!

Bild: Postkarte mit Text: Vertreibung ist keine Lösung! Wir fordern annehmende Sozialarbeit in der Nordstadt Anlässlich des Welttages zur Überwindung der Armut am 17. Oktober 2009 haben wir einen Infostand in der Dortmunder Innenstadt aufgestellt und Menschen aufgefordert, Postkarten zu unterzeichnen, die wir dem Rat der Stadt Dortmund als Zeichen der Solidarität mit armen und ausgegrenzten Menschen übergeben wollten. Die unterschriebenen Postkarten von unserer Aktion haben wir Mitte Januar 2010 an den damaligen Oberbürgermeister Sierau übergeben.


Pressemitteilung

Wir erleben Armut und Ausgrenzung nicht nur weltweit, sondern auch in unserer Stadt als immer drängenderes Problem. Unsere Gesellschaft braucht die Kompetenzen, Erfahrungen, Hoffnungen und Träume aller Menschen. Daher fordern wir Solidarität mit von Armut betroffenen und bedrohten Menschen. Jeder Mensch verdient Respekt - weil er Mensch ist.

Zu unseren freien Mahlzeiten in der Nordstadt kommen oft über 300 Menschen täglich. Viele von ihnen halten sich auf den Plätzen und Straßen des Stadtteils auf, einfach, weil sie keinen anderen Ort haben, wo sie den Tag verbringen und am Leben teilnehmen können. Gemeinsam mit vielen anderen haben wir die Erfahrung gemacht: alkohol-, drogenabhängige und obdachlose Menschen sind hilfsbereit, verständnisvoll und friedliebend. Wir wollen dem Oberbürgermeister Postkarten von 200 Menschen übergeben, die diese Erfahrung bestätigen. Im einseitigen Ruf nach Verdrängung und Vertreibung dieser Gruppen von öffentlichen Plätzen und Straßen sehen wir eine eindeutige Diskriminierung.

Vertreibung ist keine Lösung - was dann? So lösen es andere Städte seit Jahren erfolgreich:

Kiel: Hempels Trinkraum
Bei der Konzeptionierung des sogenannten Trinkraums ist HEMPELS von der Annahme ausgegangen, dass eine Einrichtung nur dann nachhaltig von seiner Zielgruppe genutzt wird, wenn die Betroffenen - viele mit starkem Alkoholkon-sum und teilweise entsprechendem Verhalten - dort auch Akzeptanz für ihre Situation finden. Der Trinkraum ist niedrigschwellig konzipiert. Ein Besuch setzt nicht zwingend voraus, zugleich auch sozialpädagogische Angebote annehmen zu müssen.
Denn mit ordnungsrechtlichen und pädagogischen Maßnahmen allein lassen sich nach allen bisherigen Erfahrungen die auftretenden Probleme nicht lösen. Solche Maßnahmen führten in der Vergangenheit meist lediglich zu einer örtlichen Verlagerung der „Szenetreffs“. Eine nachhaltige Bearbeitung dieses Prob-lemfeldes ist mangels zielgruppengerechter Angebote in räumlicher Nähe zu den Treffpunkten nicht möglich.
(www.hempels-sh.de/projekte/trinkraum.html)

In Dortmund wird das Kieler Konzept zur Zeit unter dem Schlagwort "Sauf-raum" kontrovers diskutiert. Aber es gibt andere, weit gefasstere und vielschichtigere Modelle:

Bonn: GABI - Gemeinsame Anlaufstelle Bonn Innenstadt
Gegenüber dem Hauptbahnhof, im sogenannten "Bonner Loch" befindet sich GABI, die Gemeinsame Anlaufstelle Bonn Innenstadt.
Um den miteinander korrespondierenden sozialen, ordnungs- und sicherheits-rechtlichen Problemen in der Bonner Innenstadt ganzheitlich zu begegnen, wurde 1992 im Bereich der Maximilianpassage am Hauptbahnhof GABI, die Gemeinsame Anlaufstelle von Polizei und städtischem Ordnungsamt eingerich-tet. Ziel der gemeinsamen Arbeit ist es, die Steigerung der objektiven Sicherheitslage und des Sicherheitsgefühls der Bevölkerung bei gleichzeitigen Hilfsangeboten für Randgruppen durch enge Kooperation der Beamten von Polizei und Ordnungsamt sowie durch vertrauensvolle Zusammenarbeit mit BGS-Bahnpo-lizei, den Stadtwerken Bonn und den freien Trägern der Wohlfahrtspflege sicherzustellen.
(www.polizei-nrw.de/bonn/Visitenkarte/Dienststellen/polizeiwachen/article/gabi.html?hl=gabi)

Düsseldorf: aXept! - Altstadt Streetwork und Zusammenarbeit
aXept! – Altstadt Streetwork und Zusammenarbeit wurde im Mai 2000 als zunächst einjähriges von der Stadt Düsseldorf finanziertes Projekt mit drei Schwerpunkten eingerichtet:
1. Streetwork für Menschen, die ihren Lebensmittelpunkt auf den Straßen in der Düsseldorfer Altstadt haben. Dabei geht es vor allem um Vermittlungsangebote in bestehende soziale Einrichtungen;
2. Vernetzung und Koordinierung bestehender Hilfsangebote für Menschen auf der Straße. Dabei werden bestehende Kooperationen und Arbeitskreise genutzt;
3. Moderation und Schlichtung bei Konflikten zwischen AltstadtanliegerInnen und den Menschen auf der Straße sind Teil des gemeinwesenorientierten Ansatzes von aXept. Hier sollen durch Austausch, Information und Kontakte gegenseitige Toleranz, Akzeptanz und ein friedliches Miteinander erreicht werden.
aXept! will ein verbessertes Miteinander aller AltstadtnutzerInnen durch Konfliktmanagement, Mediation und Beteiligung erreichen und hat dabei vor allem die Verbesserung der Lebensumstände der Menschen auf der Straße im Blick.
In Trägerschaft des Vereins "Altstadt-Armenküche e.V." arbeitet aXept! vom Büro in der Kurze Straße 7 aus mit Wohnungslosen, Anwohnern, Geschäftsleuten, sozialen Einrichtungen, Politik, Kirchengemeinden und Verwaltung zusammen. Im September 2000 wurde aXept! aus dem Projektstatus in eine dauerhafte Finanzierung durch die Stadt Düsseldorf überführt. Seit 2002 arbeiten zwei sozialarbeiterische Fachkräfte mit jeweils voller Stelle für aXept!.
(http://www.armenkueche.de/Streetworker.html)

Wir bitten Rat und Verwaltung der Stadt, sich in Dortmund gegen Vertreibung und für eine annehmende Sozialarbeit in der Nordstadt einzusetzen. Die dortigen Probleme und Konflikte dürfen nicht auf dem Rücken der Ärmsten unserer Stadt ausgetragen werden!

Kana - Dortmunder Suppenküche e.V., Dezember 2009

Bild: Postkarte mit Text: Vertreibung ist keine Lösung! Wir fordern annehmende Sozialarbeit am Nordmarkt

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